Rezension des Interdisziplinären Arbeitskreises Pfingstbewegung - von Bernhard Offenberger
Der vom Forum Theologie & Gemeinde in der Reihe Material zum geistlichen Dienst (Bd. 19) des BFP herausgegebene Band bringt unterschiedliche Stimmen zusammen, die nach der Relevanz sozialen Engagements für pfingstliche Theologie und Praxis fragen. Er versteht sich selbst weniger als eine Bestandsaufnahme denn als Beitrag zu einer Debatte innerhalb der deutschsprachigen Pfingstbewegung. Nach eigenen Angaben will er „dazu beitragen, gerade im deutschsprachigen Raum eine wichtige, längst überfällige Diskussion anzuregen, die global gesehen bereits seit einiger Zeit geführt wird.“ (18) Dementsprechend teilen die AutorInnen die Einschätzung, dass soziales Engagement eine grundlegende Dimension christlichen Lebens ist, die in der Vergangenheit in den Pfingstgemeinden vernachlässigt wurde.
Die AutorInnen arbeiten in Bewegungen wie etwa der Schweizer BewegungPlus, Vineyard oder der Micha-Initiative, in freien Gemeinden und sozial-diakonischen Werken oder in theologischen Ausbildungsstätten. Autoren aus USA, Argentinien und Ghana zeigen den internationalen Charakter auf; auch in den Beiträgen werden Erfahrungen aus allen Kontinenten reflektiert.
Der umfangreichste erste Teil umfasst „Beiträge aus exegetischer, theologischer und historischer Sicht“. Wolfgang Vondey skizziert in seinem Beitrag die Pfingstbewegung in einer Spannung zwischen „Triumphalismus“ und sozialem Engagement. Seine historisch wie geographisch weit gefächerten Beispiele werden durch eine ausgiebige Bibliographie unterstützt. Dabei zeigt er auf, dass die „Befürwortung sozialer Gerechtigkeit und das Wohlstandsevangelium […] an gegensätzlichen Enden einer sozialen Ethik in der heutigen Pfingstbewegung“ stehen (39). Zeichnet er an manchen Stellen eine starke Polarisierung, so betont er andernorts, dass die Mehrdeutigkeit, Vielfalt und Gegensätzlichkeit auch Ausdruck pfingstlicher Selbstfindungsprozesse sind. Zugleich diskutiert er Modelle, die die Entstehung der Pfingstbewegung mit sozialer Deprivation oder Aspiration erklären wollen, und analysiert so die unterschiedlichen Stränge in Bezug auf ihre soziale Verortung. Mitunter schwankt Vondeys „kritischer und therapeutischer Vergleich“ der beiden Pole (24) zwischen Analyse und Positionierung, was Vondeys Intention zur Differenzierung zum Teil entgegen läuft (vgl. 34, 39).
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Rezension von Tobias Faix, Marburg
In den letzten Wochen habe ich mit großem Interesse das Buch „Das Evangelium den Armen“ gelesen. Es besteht aus drei großen Teilen, einem ausführlichen ersten Teil, der sich dem Thema exegetisch, theologisch und historisch nähert (acht Beiträge auf 210 Seiten) und zwei kürzeren praktischen Teilen „Impulse für die Welt (vier Beiträge auf 40 Seiten) und „Praxisberichten“ (vier Beiträge auf 60 Seiten). Hier wird schon deutlich, worauf der Hauptaugenmerk des Buches liegt: Es soll ein in der Theologie der Pfingstbewegung bisher zu kurz gekommenes Thema systematisch aufarbeiten. Dabei wird schon bei der Auswahl der siebzehn Autorinnen und Autoren deutlich, dass sich die Herausgeber (vom Forum Theologie & Gemeinde des BFP, vertreten durch das Vorwort von Marcel Redling) bemühten, kein rein eurozentrisches Bild zu zeichnen, sondern den globalen gesellschaftlichen Entwicklungen Rechnung zu tragen (so gibt es beispielsweise Beiträge aus Argentinien, USA, Ghana).
Die Pfingstbewegung stellt weltweit die momentan am stärksten wachsende christliche Denomination dar und bildet mit ca. 500 Millionen Mitgliedern eine der größten Kirchen. Erstaunlich ist, dass der größte Wachstum in Entwicklungs- und Schwellenländern Südamerikas und Afrikas stattfindet, in der Armut und Reichtum besonders hart aufeinanderprallen. Oftmals geht damit auch die theologische Kritik einher, die der pfingstlerischen Theologie Triumphalismus und Wohlstandevangelium vorwirft. Auch dagegen wehrt sich dieser Band, genauso wie gegen eine dispensationalistische Eschatologie, die als hermeneutischer Nährboden für die eben benannte Kritik gilt. Besonders die historischen Beiträge des Buches wollen aufzeigen, dass es schon immer eine „soziale Linie“ innerhalb der Pfingstbewegung gab, die besonders Professor Vondey gut herausarbeitet (23-50), in dem er aufzeigt, dass das soziale Engagement vieler pfingsterlischen Basisgemeinden sowohl in der Geschichte als auch in der Gegenwart enorm ist und sich in praktischen Bildungsprogrammen, Beteiligung an politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen und einer sozialen Ethik zeigen.
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